Mein Freund Gurki

Unser Einsamsein, das eint uns.

Du, Du tauchst, Du dümpelst da am Glasgrund;

ich umklammre fest mein leeres Glas und

hartes Kühlschranklicht bescheint uns,

wie ich hier am offnen Kühlungs-

möbel lungre, mir doch bloß ein Bierchen

hatte holen wollen, just Dich Tierchen

dann erspähte, und Du Fühlung

aufnahmst, still, doch mit Emphase,

stoisch in der Kräuterbrühe schwebend,

und so seelenvoll, so wirklich lebend:

letztes Gürkchen dort im Glase.

Gurkenglas, sei mein Aquarium,

Gurkenhörnchen-Stachelhäuterwesen,

sei mein Haustier, wundervoll erlesen

aus dem Sonderbar-Bestiarium!

Reiß' Dich aus dem Kühlschrankgrellen,

nehme Dich im Glas in meine Arme,

muckle Dich zu mir ins Sofawarme:

Woll'n wir Pizza uns bestellen?

Morgens nach dem Schlaf wie Koma:

glasig seh' ich leeres Gurkengläschen;

traurig trink' ich aus dem Blumenväschen,

rülpse gürkliches Aroma.

(Hier das Videofilmchen zum Gedicht.)

[PF]

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