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Leopold & Co. KG

  • Autorenbild: Peter Feler
    Peter Feler
  • 24. Aug. 2023
  • 1 Min. Lesezeit

»Every day is Bloomsday!«, tönte unlängst der Kollege und Kupferstecher Karrasch. Angeblich hat er den Romanziegel Ulysses von James Joyce, in dem die Leser den Protagonisten, Leopold Bloom, einen Tag lang durch Dublin begleiten können, von vorne bis hinten durch- und manche Kapitel sogar mehrfach gelesen. Er wolle fortan »immer mal wieder« ein paar Kapitel lesen, »im Dublin des Romans quasi weiter wohnen«, »bei Blooms«. Tsss.


Unsereiner macht lieber flugs ein Gedicht draus, und gut - und zwar (warum auch immer) eines mit einem misanthropischen Sprecher. So geht es:


Leopold & Co. KG


Nicht selten stehe ich vor den Regalen,

beschau' die Bücher, meine Leinenbände.

Nicht selten streicheln meine alten Hände

die Rücken längs, die breiten und die schmalen.


Ich muss, wenn ich nicht will, nie einsam sein.

Ich habe meine Freunde aufgereiht:

Ich greife hin, schlag' auf – wir sind zu zweit.

Sie können zugeklappt auch schweigsam sein.


Ich kenne etwa Dublins Leopold

viel besser als die echten Menschenwesen;

ich habe ihn in mich hineingelesen.

Hat er, der Bloom, das jemals so gewollt?


Von Weitem will ich echten Menschen winken:

Ich mag sie nicht. Sie sind so laut und stinken.



ree

[PF]


***


 
 
 

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