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Einer Zehnjährigen den Tod erklären

  • Autorenbild: Peter Feler
    Peter Feler
  • 22. Aug. 2023
  • 1 Min. Lesezeit

Ein notatartiges Gedicht oder gedichthaftes Notat aus der Abteilung ›ernst (aber mit heiteren Spurenelementen)‹.


Die erste Strophe mag für den einen und die andere nebulös daherkommen. Das lyrische Ich bezieht sich hier auf den Künstler Joseph Beuys und seine Aktion (»Performance«) aus dem Jahre 1965 mit dem Titel »Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt« (vgl.: 26.11.1965 - Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt, ZeitZeichen - Zeitzeichen - Sendungen - WDR 5 - Radio - WDR).


Einer Zehnjährigen den Tod erklären


Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt

oder es schamanenpädagogisch zu tun vorgibt,

ist mir schon immer urst wurst gewesen,

pimpes Pillepalle, Kacke an Chose.


Aber jetzt, hier, da die Tochter verlangt,

ich solle ihr den Tod erklären,

kommt mir selbst alle Kunst abhanden,

und ich stehe da als ein einziger Hasenfuß.


Ob denn mit dem Tod wirklich alles zu Ende sei

(wie ja viele sagten)? Ist man einfach gelöscht?

Ganz echt könne sie an ein Danach nicht glauben,

aber sie hoffe so sehr darauf.


Dies zarte »Hilfst Du mir?« im Kinderaugenaufschlag:

könnt' ich dem nur gerecht werden,

statt in ausladenden Gesten und Schwafeln zu versagen:

Man stirbt alleine – aber hinüber in das All-Eine.


Sozusagen. Gottchen! Das Unverstehbare

sollte man nicht erklären wollen,

als furchtdurchstromter Kindskopp zumal,

dem das Vatersein nur noch mehr Angst macht.


»So bescheuert vergeuderisch kann doch die Welt

nicht sein, dass sie so Wunderbares wie Dich

nicht aufbewahrt, nicht speichert, nicht hütet.«

Und aus dem Krausen ihres Grübelns blüht ein Lächeln.



ree

[PF; Fotografie: DK]


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